Bei der Verabschiedung von Christine Stipanitz hielt Bürgermeisterin Roswitha Glashüttner folgende leicht gekürzte Abschiedsrede:
Sehr geehrter Herr Pfarrer, liebe Angehörige, Freunde und Bekannte, werte Trauergemeinde!
Tief betroffen haben wir uns heute eingefunden, um von einem in unserer Gemeinde bekannten und beliebten Menschen Abschied zu nehmen, von unserer Christine Stipanitz.
Ich danke Hrn. Pfarrer Hochhauser, der bereits einige Abschnitte aus dem erfüllten Leben unserer Christl gebracht hat.
Christl, wie sie von allen liebevoll genannt wurde, war eine Persönlichkeit in Liezen, die nicht nur als Lehrerin, sondern auch durch ihr vielseitiges Engagement bekannt war. Ihr Interesse galt dem Anliegen der Bewohnerinnen und Bewohner hinsichtlich Betreuung der Jugend ebenso, wie dem kulturellen und dem gemeinsamen gesellschaftlichen Leben von Jung und Alt.
So war es für sie jahrelang eine erfüllende Aufgabe, beim Jugendlager der Naturfreunde auf der Petzhütte als Betreuerin für die Kinder zu kochen, aber auch, obwohl sie der evangelischen Glaubensgemeinschaft angehörte, viele Jahre in den katholischen Jungscharlagern für das Wohl der Kinder und Jugendlichen zu sorgen.
Neben dem Kochen war auch das Handarbeiten ihre große Leidenschaft, und viele von uns haben, so wie auch ich, sicher noch ein kleines Andenken aus Ihren fleißigen Händen. Ihre soziale Gesinnung wurde geformt durch ihre Herkunft aus einer hart geprüften Familie. Wie schon für ihren Vater, war es auch für Christl von großer Bedeutung, politisch aktiv mitzuwirken.
So war sie von 1975 bis 2000 Gemeinderatsmitglied der Sozialdemokratie und dort in den verschiedensten Ausschüssen tätig.Von 1992 bis 2003 führte sie auch den Vorsitz bei den SPÖ- Frauen und wirkte auch mit, dass mehr Frauen in den Gemeinderat kamen.
Eine große Ehre wurde Christl erwiesen, als man ihr im Jahr 2002 die Viktor-Adler-Plakette überreichte. Für Christl war die Sozialdemokratie wichtiger Bestandteil ihres Lebens, der sie mit 62 Jahren Mitgliedschaft bis zu ihrem Tod die Treue hielt.
Mit großer Freude übernahm Christl die Funktion als Vorsitzende des Pensionistenverbandes, Ortsgruppe Liezen, von 2003 bis 2018, wo sie bis zuletzt Ehrenvorsitzende war.
Vor vielen Jahren kam anlässlich einer Sitzung des Sozialausschusses vom damaligen Regierungsrat Moshammer der Vorschlag, Christl solle doch mit den Hauptschülern Kekse für die Weihnachtsfeier der MindesteinkommensbezieherInnen backen. Eine gute Idee! Damit war der Grundstein für eine unüberschaubare Menge von Buffets bei diversen Ehrungen, Feiern, Verabschiedungen usw. im Rahmen der Gemeinde, der Schulen und diverser Vereine gelegt, die von ihr mit Begeisterung gestaltet und betreut wurden.
Die Jahrgangsfeiern für die Liezener Jubilare hatten für Christl einen hohen Stellenwert, bei denen sie in früheren Jahren mit ihren Kochschülerinnen und später mit ihren Damen des Pensionistenverbandes dazu beitrug, dass diese Feiern festlich und liebevoll umrahmt wurden.
Aber nicht nur politisch und sozial, sondern auch gesellschaftlich wollte sie einen Beitrag leisten. Als Mitglied bei der Faschingsgilde zu Liezen war sie eine großartige Unterstützung, wo Christl die unterschiedlichsten Aufgaben wahrnahm.
Aufgrund der Vielzahl ihrer Funktionen und Aktivitäten war es unserem damaligen Bürgermeister Rudi Hakel sowie dem gesamten Gemeinderat daher ein wichtiges Anliegen, Christine Stipanitz, als Dank für das jahrelange, ehrenamtliche Engagement 2003 den Ehrenring der Stadt Liezen zu verleihen. Viele eindrucksvolle Aktivitäten und gemeinsame Erlebnisse mit unserer lieben Christl könnte ich hier noch schildern, denn im Laufe der Jahre konnten wir gemeinsam viele fröhliche Stunden, aber auch manch traurigen Anlass mit ihr teilen.
So haben wir gemeinsam gelacht und gefeiert, geweint, gebangt und gehofft, denn in den letzten Monaten konnte Christl nicht mehr so rege am öffentlichen Leben teilnehmen. Aufgrund der Auswirkungen eines schweren Sturzes war sie auf Hilfe angewiesen. Aber dank ihrer besten Freundin, unsere liebe VBgm.a.D. Cilli Sulzbacher, die in dieser schweren Zeit nicht von ihrer Seite wich und alle Agenden fürsorglich übernahm, konnte Christl noch für kurze Zeit eine schöne barrierefreie Wohnung beziehen und so, umsorgt, geliebt und betreut, noch einen schönen Lebensabend verbringen. Für diese große Aufgabe darf ich dir, liebe Cilli, auf das Herzlichste danken.
Liebe Trauergemeinde, wir sind nun vereint in der Trauer um unsere Christl. Ich bin mir sicher, es wird sich des Öfteren die Gelegenheit ergeben, an sie zu denken, und wir werden mit einem Lächeln die eine oder andere Geschichte von ihr erzählen, denn sie wird ewig in unseren Gedanken, in unseren Erinnerungen und in unseren Herzen sein. Liebe Christl, nun nehmen wir Abschied von dir und sagen ein letztes Mal „Danke" für all das, was du uns in den vielen Jahren gegeben hast. Du wirst uns sehr fehlen!