PersonBürgermeister Heinrich Ruff
- Geboren
- 07.12.1922
- |
- Gestorben
- 20.01.2017

Geboren in Spital am Pyhrn. Eltern: Heinrich und Maria Ruff.
Verheiratet seit 05.08.1950 mit Anna, geborene Preis.
Kinder:
Renate Kainmüller
Andrea Kussegg
Aufgewachsen in Munderfing im Bezirk Mattighofen, Lehre als Glockengießer in Salzburg. Ab 1940 in der Schmidhütte in Liezen, während des Krieges bei der Marine, Internierung in Norwegen.
Ende 1945 Rückkehr nach Liezen und Arbeit in der Hütte Liezen. Ab 1953 Betriebsrat, ab 1959 Betriebsratsvorsitzender der Arbeiter.
1960 Wahl in den Gemeinderat und Finanzreferent vom 21.04.1960 bis 10.05.1965
1. Vizebürgermeister vom 10.05.1965 bis 23.11.1971
Bürgermeister vom 23.11.1971 bis 30.11.1987
Ehrenring der Stadt Liezen laut Gemeinderatsbeschluss vom 17.11.1987, Überreichung am 11.12.1987
Lebenslauf
- 07.12.1922 - 20.01.2017
Geboren in Spital am Pyhrn.
Eltern: Heinrich und Maria Ruff.
Verheiratet
seit 5. August 1950 mit Anna Ruff geborene Preis.
Kinder:
Renate
Kainmüller und Andrea Kussegg
Der Vater war Eisenbahner und wurde bald nach seiner Geburt nach Munderfing im Bezirk Mattighofen versetzt. Heinrich Ruff besuchte die Volksschule in Munderfing und die Hauptschule in Mattighofen. Danach absolvierte er eine Glockengießer- und Metallgießerlehre bei der noch bis 2009 bestandenen Glockengießerei Oberascher in Salzburg.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges gab es kein Metall mehr zum Glockengießen und Heinrich Ruff verlor dadurch seinen Arbeitsplatz. Er wurde im August 1940 der Schmidhütte in Liezen zugewiesen. Diese war aber erst im Ausbau begriffen und er musste zunächst im Werk Rottenmann des Gewerken Schmid arbeiten, ehe er am 1. August 1940 seine Arbeit in Liezen aufnehmen konnte. Hier arbeitete er bis zu seiner Einberufung zum Militär mit 1. Jänner 1941.
Er kam in Stralsund zur Marine, wurde als Funker ausgebildet und fuhr auf Vorpostenbooten und Minenräumbooten an der norwegischen Küste. Dort wurde er vor Kriegsende gefangengenommen und verbrachte einige Monate in Norwegen.
Nach der Rückkehr in die Heimat stellte er in Munderfing fest, dass die meisten seiner Jugendfreunde gefallen waren und er kehrte deshalb an seine letzte Arbeitsstätte nach Liezen zurück. Im November 1945 begann er wieder in der Gießerei der damaligen Hütte Liezen zu arbeiten. 1953 wurde er in den Betriebsrat gewählt, 1959 wurde er Obmann des Arbeiterbetriebsrates. In dieser Funktion gestaltete er als Belegschaftsvertreter einen Großteil der wechselvollen Geschichte des Werkes mit, vom Kooperationsvertrag mit der Voest-Alpine über die Eingliederung in die VOEST und die Gründung der Noricum. Diese Funktion bekleidete er bis zu seiner Pensionierung mit Erreichung des 60. Lebensjahres Ende 1982. Während seiner Tätigkeit als Betriebsratsobmann war er auch 20 Jahre lang Kammerrat in der Kammer für Arbeiter und Angestellte in der Steiermark und 25 Jahre lang Versichertenvertreter in der steiermärkischen Gebietskrankenkasse.
Bei der Gemeinderatswahl 1960 kam Heinrich Ruff als Vertreter der SPÖ in den Gemeinderat und wurde bei der konstituierenden Sitzung am 21. April 1960 zum Finanzreferenten gewählt. Nach der Gemeinderatswahl 1965 wurde er 1. Vizebürgermeister und nach dem plötzlichen Tod von Bürgermeister Johann Voglhuber wurde er am 23. November 1971 einstimmig zum Bürgermeister gewählt.
Schon vorher wurde 1968 von der Stadtgemeinde gemeinsam mit dem Gewerkschaftsbund und der Arbeiterkammer das Volkshaus gebaut und von Heinrich Ruff als Obmann bis zur Auflösung des Vereines Volkshaus geführt.
In seiner Amtszeit als Bürgermeister bis 30. November 1987 wurde er der bis dahin am längsten amtierende Bürgermeister von Liezen. Bald nach Beginn seiner Amtszeit wurde 1972 das 25-Jahr-Jubiläum der Stadterhebung gefeiert und 1974 wurde der Hauptplatz fertig gestellt und mit einer Feier „900 Jahre Liezen, 1074 - 1974" verbunden. 1977 wurde der damals zweite städtische Kindergarten am Fronleichnamsweg eröffnet und 1979 das Bundesschulzentrum. Auch an den Pflichtschulen gab es mehrere Um- und Ausbauten, wie z. B. ein Zubau zur Hauptschule und 1986 ein Zu- und Umbau der Volksschule.
In den 16 Jahren seiner Bürgermeistertätigkeiten wurden auch viele wichtige Entscheidungen für die Zukunft von Liezen getroffen. Durch die Errichtung eines Tiefbrunnens in den Ennswiesen und die Errichtung eines Hochbehälters am Kalvarienberg wurde die Wasserversorgung der Stadt gesichert und durch die Bildung einer Verwaltungsgemeinschaft von 30 Gemeinden unter dem Vorsitz von Heinrich Ruff wurde im Reithtal eine Müllanlage errichtet und die Abfallbeseitigung in einer dem Stand der Technik entsprechenden Weise geregelt. Obwohl er selbst nie ein Auto besaß und immer mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs war, wurden in seiner Amtszeit viele Straßen neu gebaut oder verbessert und mit Gehsteigen und Straßenbeleuchtungen versehen. Ein besonderes Anliegen waren ihm die Errichtung von Spielplätzen für Kinder und die Schaffung oder Erhaltung von Grünanlagen. Auch viele Wohnhausbauten - meist durch die beiden Wohnbaugenossenschaften Ennstal und Rottenmann - entstanden in seiner Amtszeit. Die wichtigste Aufgabe der Stadt in der Nachkriegszeit war die Beseitigung der furchtbaren Wohnungsnot, die erst in der Amtszeit von Heinrich Ruff zufriedenstellend gelöst werden konnte. Der Wohnungsbestand in Liezen erhöhte sich in dieser Zeit durch den Bau vieler großer Wohnhäuser von rund 2.000 um 50 Prozent auf 3.000. Liezen festigte seine Bedeutung als Handels- und Dienstleistungszentrum. Angefangen vom Pyhrnpark, heute Ärztezentrum, siedelten sich viele Betriebe und Handelsfirmen in Liezen an und schufen Arbeitsplätze nicht nur für die Liezener Bevölkerung, sondern auch für viele Menschen aus den Umgebungsgemeinden. Viele heute selbstverständliche soziale Dienste wie die Altenpflege und die Essenszustellung wurden in seiner Amtszeit begonnen.
Einen legendären Ruf erwarb sich Heinrich Ruff nicht nur in Liezen, sondern auch in unserer hessischen Partnerstadt Solms, die er oft an der Spitze von Liezener Delegationen besuchte bzw. Gäste aus Solms bei Besuchen in Liezen betreute. Auf der Burg Greifenstein wurde er feierlich zum „Ritter Heinrich der Eiserne" geschlagen. Die Funktion eines Bürgermeisters bringt fast automatisch auch andere Funktionen mit sich. Bei Heinrich Ruff war es die Funktion eines Bezirksobmannes des sozialdemokratischen Gemeindevertreterverbandes und des Vorsitzenden des Sparkassenrates der Bezirkssparkasse, die damals noch vielen Gemeinden des Bezirkes gehörte. Mit einer Gemeinde untrennbar verbunden sind viele Vereine und Einrichtungen, die von Heinrich Ruff nach besten Möglichkeiten unterstützt und gefördert wurden. Die Stadtfeuerwehr Liezen ernannte ihn zum Ehrenmitglied, beim Werkssportverein war er viele Jahre Präsident, bei den vielen Narrenabenden nahm er an jeder Sitzung teil und dem Roten Kreuz spendete er 40 Mal Blut, wofür er besonders geehrt wurde. Er erhielt das Große Silberne Ehrenzeichen des Landes Steiermark und die Goldene Medaille für Verdienste um die Republik Österreich. Die Stadt Liezen zeichnete ihn anlässlich seines Ausscheidens als Bürgermeister mit dem Ehrenring der Stadt Liezen aus.
Neben den vielen wichtigen Aufgaben, die er als Bürgermeister zu erfüllen hatte und mit großem Weitblick erfüllte, hat er nie das rechte Maß für die Sorgen und Nöte jeder einzelnen Gemeindebewohnerin und jedes einzelnen Gemeindebewohners verloren. Er hat sich mit voller Kraft bemüht, jedem zu helfen, der sich mit der Bitte um Hilfe an ihn gewandt hat. Seine großen Erfolge bei den Gemeinderatswahlen verdankte er seiner ausgeglichenen Persönlichkeit, mit der er über parteipolitische und vielschichtige sonstige Interessen hinweg für das Wohl der Bevölkerung tätig war. Er war durch ein hohes Maß an Gemeinsinn, Sachkenntnis und Tatkraft ausgezeichnet.
Privat galt seine Liebe und Fürsorge seiner viel zu früh verstorbenen Gattin Anna, seinen Töchtern Renate und Andrea, seiner ebenfalls schon verstorbenen Stieftochter Elfi, seinen Enkelkindern, seinen Hunden und - solange er körperlich dazu imstande war - seiner Arbeit im Garten und dem Schwammerlsuchen. Die Gartenbeete hinter dem Haus, in dem er wohnte, wurden immer weniger zum Anbau von Gemüse usw. genutzt, sodass Heinrich Ruff auf immer größeren Flächen herrliche Rosen und sonstige Blumen pflanzen und die Umgebung des Hauses in einer Blütenmeer verwandeln konnte.
Jenen, die ihn gekannt haben, wird Heinrich Ruff in Erinnerung bleiben als liebenswerter und fröhlicher Mensch, der auch immer gerne gesungen hat. Die um ein Jahr ältere und nur zwei Wochen vor ihm verstorbene Sonja Kadletz hat das in einem Gedicht zu seinem 60. Geburtstag so gedichtet:
Als
Menschlichkeit Dir immer nah,
was immer auch um Dich geschah
und als, was man Dir zugedacht
Du stets gewissenhaft gemacht.
So
bist Du langsam viel geworden,
hast manche Ehre, manchen Orden;
Und trotz der Bürde mancher Last,
ein Lächeln doch für jeden Gast.
Verfasser: Karl Hödl, 21. 1. 2017
Mitglied des Gemeinderates (SPÖ)
- 21.04.1960 - 30.11.1987
Bürgermeister
- 23.11.1971 - 30.11.1987
