Gemeindekennziffer: 61259

SonstigesLiezen - der Name

  • Ab / Am
    1074

Liezen - der Name

Der Name Liezen (Luecen) taucht erstmals in Zusammenhang mit der Gründung des im Zuge der damaligen Kirchenreform vom Salzburger Erzbischof Gebhard 1074 errichteten Benediktinerklosters Admont in dessen ältestem Güterverzeichnis auf. Dieses wurde wahrscheinlich um 1130 zusammengestellt, ist aber auch in seinen weiter zurückreichenden Angaben durchaus zuverlässig. Es berichtet, das neue Kloster habe unter anderen reichen Besitzungen auch "decimam ad Luecen et mansum unum" (den Zehent zu Liezen und eine Hube) erhalten. Der Zehent war eine der Kirche zustehende Naturalabgabe, die sich schon sehr frühzeitig zu einem begehrten Vermögensobjekt entwickelt hatte und in die Hände verschiedener Berechtigter, auch weltliche Grundherren, kommen konnte. Dem Reformer-Erzbischof Gebhard war es gelungen, in seiner Diözese den prinzipiellen Anspruch der Kirche auf den Zehent durchzusetzen. Der Name Liezen begegnet also erstmals nicht nur gelegentlich der Gründung des zweitältesten Klosters in der heutigen Steiermark, sondern auch in Verbindung mit einem nutzbaren kirchlichen Rechtsanspruch. Sicher ist Liezen, der Ort in dem die geschenkte Hube lag und dessen Zehenten nun Admont gehörten, nicht entstanden oder mit seinem die Lage im Umland bezeichnenden slawischen Namen (= Moor, feuchte Wiese) benannt worden, um die Lokalität dieser Schenkung leichter zu identifizieren. Liezen als Kern eines sich entwickelnden Dorfs hat sicher schon geraume Zeit vor der Gründung Admonts bestanden. Über die Dauer seiner Existenz schon vor diesem Zeitpunkt in Spekulationen einzutreten, ist wohl müßig. Die Erstnennung eines Ortes - oder auch einer Kirche - im Mittelalter ist meist zufällig und keineswegs von für die Ortsgeschichte besonders markanten und entscheidenden Vorgängen abhängig. Im Laufe der Zeit veränderte sich der Name Liezen nach Konrad Klötzl wie folgt:
1074 Luecen
1080 Luetzen
1100 Lutzen
1115 Luzin
1135 Luozen
1220 Lüzen, Leutzn
1500 Lyetzen
1572 Lüetzen
1592 Lietzen
1710 Liezen Luetzen: slovenisch luh = Sumpf und luza = Morast

Univ. Prof. Dr. Fritz Freiherr Lochner von Hüttenbach schreibt  in seinem Beitrag "Zum Namensgut des Frühmittelalters in der Steiermark" in der "Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark 99 . 2008":
Unklar ist die Herkunft des Namens Liezen, 1090 - 1101 Luezen; es muss an ein vorslawisches Etymon gedacht werden."


Unterschiedliche Erklärungen

In einem Vortrag von Manfred Trummer am Symposium "Fremd sein - beinander bleiben. Die slowenische Volksgruppe in Österreich" im Rahmen der "Slowenischen Tage" an der Karl-Franzens-Universität in Graz, 25. - 28. 3. 1996, wird der Name Liezen wie folgt gedeutet:
Liezen (c. 1080 Luetzen, c. 1135 Luozen) - *(na) loNcě "(auf der) Wiese".

Univ. Prof. Dr. Fritz Freiherr Lochner von Hüttenbach schreibt dagegen in seinem Beitrag "Zum Namensgut des Frühmittelalters in der Steiermark" in der "Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark 99 . 2008":
Unklar ist die Herkunft des Namens Liezen, 1090 - 1101 Luezen; es muss an ein vorslawisches Etymon gedacht werden.

Quelle: Festschrift anlässlich des Jubiläums "50 Jahre Stadt Liezen", Beitrag von Helmut J. Mezler-Andelberg
Verfasser: Mag. Helmut Kollau
Letzte Überarbeitung: 31.08.2023
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