Gemeindekennziffer: 61259

GebäudeKalvarienbergkapelle

  • Errichtet
    1720
  • |
  • Adresse
    Salbergweg
  • |
  • Lage
    Nach den Aufzeichnungen von Franko Vasold hat ein Augustinermönch, der damals Pfarrer von Liezen war, in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts das kleine Kirchlein auf dem Kalvarienberg erbaut.

Kalvarienbergkapelle

Die Kapelle auf dem Kalvarienberg, der in einem Kaufbrief von 1637 als "Kloklstain" bezeichnet wird, soll um 1720/30 erbaut worden sein. Der Grundriss der Kapelle ist kreisförmig mit 4 sogenannten Konchen (muschelförmige Erweiterungen). Der Rundbau ist mit einem Zwiebelturm versehen und trägt am Spitz ein zweibalkiges Kreuz, das wir schon von der Pfarrkirche kennen. Der Durchmesser der Kapelle beträgt 7 bzw. 10 m, die Höhe mit Laterne 15 Meter. Das über dem Tabernakel hängende Bild entspricht dem Typus des "Heiligen Hauptes von Klagenfurt". Das Besondere daran ist die mit einem langen Dorn durchstochene Unterlippe Jesu, wie das die mystische Gottschau des späten Mittelalters zu schauen vermeinte. Auch die Wunde an der linken Schulter des Heilands gehört zu den "Geheimen Leiden Christi", die in diesen zwei Ausformungen über die Evangelienberichte hinausgehen. Die Kreuzgruppe umfasst Christus, die beiden Schächer, sowie Maria und Johannes. Die qualitätvolle Kreuzgruppe im Inneren stammt aber aus der Werkstatt des Judenburger Bildhauers Balthasar Prandstätter und wird ins 2. Viertel des 18. Jh. datiert. Da anzunehmen ist, dass die Gruppe für die Kapelle geschaffen wurde, ist die Errichtung der Kapelle um 1730 wahrscheinlich. Vielleicht ist sie auch auf Grund eines Gelöbnisses während des Pest-Jahres 1715 entstanden. In einer Admonter Urkunde von 1749 wird erwähnt, dass Johann Jakob Lendlmayer, Edler von Lendenfeld, der Kirche Liezen 700 fl für jährlich 24 Messen und 5 fl jährlich für die Erhaltung der Kalvarienbergkirche stiftete. 1755 wurde die Messelizenz erteilt. Belegt ist, dass der Liezener Pfarrvikar im Juli 1755 beim Ordinariat um die Erlaubnis ansuchte, öfters im Jahr eine Messe am Kalvarienberg lesen zu dürfen. Im August folgte die Genehmigung und am 15. September wurde unter zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung die erste Messe gefeiert.

1832 wurde der Platz vor der Kirche mit einer halben Ringmauer versehen und Lindenbäume gesetzt. 1853 ließ der Kammerherr und Kirchenprobst Adalbert Kahls das Kirchlein gründlich renovieren und mit einem Blechdach versehen.  Im Jahre 1912 wurde die Kalvarienberg-Kapelle renoviert. Am 19. Oktober 1924 wurden die Glocken feierlich eingeweiht. Die Kapelle wurde 1986 und 1987 gründlich renoviert. Die Wiedereröffnung erfolgte am 26. September 1987.

Nach längerer Pause fand auf Wunsch der Liezener Jägerschaft 2023 die Hubertusfeier wieder in der Kalvarienbergkapelle statt. Die Liezener Jagdhornbläser schufen den musikalischen Rahmen.


Beschreibung in der Pfarrchronik von 1956

  • 1956
Die 1833 gepflanzten beiden rückwärtigen Linden hinter der Kalvarienbergkapelle mussten 1956 entfernt werden.

Beschreibung in der Pfarrchronik von zirka 1900

In der zirka um 1900 verfassten Pfarrchronik ist die Kalvarienbergkapelle - etwas verkürzt wiedergegeben - wie folgt beschrieben: Über die Zeit der Erbauung dieses so lieblich gelegenen und eine herrliche Fernsicht gewährenden Kirchleins sind keine Urkunden vorhanden. Selbe liegt nordöstlich von Liezen und ist eine halbe Viertelstunde vom Orte entfernt in Kuppelform gebaut und mit einem rundlichen Türmchen in welchem sich eine Glocke befindet, geziert. Im Jahr 1832 wurde dasselbe mit einer Ringmauer im Halbzirkel versehen und die 2 vorderen Lindenbäume gesetzt, welchen im Jahre 1833 die zwei hinteren folgten. 1853 wurden durch Herrn Adalbert Kalß, Hacken- und Sägeschmid, und zwar bloß aus (freien) Mitteln die Kapelle renoviert und der Turm mit Weißblech überzogen. In der Kapelle befindet sich ein geweihter Altar mit einem Portatile (Altarstein in dem Reliquien eines Heiligen eingeschlossen sind). Die Kapelle ist 1848 vom hochwürdigen Ordinariat als Capella publica erklärt worden. Eine Capella publica ist eine Kapelle, in der es zu bestimmten Zeiten gestattet ist, die heilige Messe zu feiern. Im Jahr 1877 wurde die Kapelle abermals meist durch freiwillige Beiträge renoviert und der besonders an der Nordseite sehr schadhafte Turm rekonstruiert. Die Kapelle ist in der Steiermärk. Landtafel (finJ.) Nro. 506 eingetragen. Im Jahre 1892 wurde das ganze Dach ausgebessert und die Kosten aus der Barschaft der Kirchenkasse bestritten. Im Jahr 1893 wurde die Stiege zur Kapelle neu hergestellt, das Holz dazu aus der Villa Dumba beigestellt und die Barkosten aus der Kirchenkasse beglichen. Im Jahr 1899 wurde das Innere der Kapelle neu gefärbelt und die Kosten dazu durch freiwillige Gaben gedeckt. Bezüglich der Messlizenz in dieser Kapelle erhielt Pfarrer Fauster durch die gütige Vermittlung des Hofkaplans Franz Freiherrn von Oer die Abschrift eines beim fürstbischäflichen Ordinariates erliegenden Dokumentes mit folgendem Wortlaute: "Da aus dem Berichte des Dekanates (Aussee) vom 18. d. M. hervorgeht, dass die Calvarienbergkapelle zum gekreuzigten Heilande in der Pfarre Liezen ganz frei steht, einen öffentlichen Eingang hat, und zur Pfarrkirche Liezen gehört, auch aus dem Bestehen der Messlizenz seit dem Jahre 1755 mit Grund anzunehmen ist, dass dieselbe ordentlich geweiht worden sei, so will man dieselbe künftig als eine Capella publica ansehen und behandeln und daher gestatten, dass das heilige Messopfer unter Beobachtung der kirchlichen Vorschriften täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage, dann der 3 letzten Tage in der Karwoche entrichtet werden dürfe, ohne dass ferner eine zeitweilige Erneuerung der Lizenz angesucht werden müßte. Jedoch ist bei der canonischen Visitation von der Beschaffenheit derselben jederzeit genau Kenntnis zu nehmen. Wovon der Pfarrer in Liezen schriftlich zu verständigen ist. Graz am 22. April 1840"

Quelle: Kirchenführer der Pfarre Liezen, Zeitung "Der Ennstaler" vom 31.05.1957; Der Ennstaler vom 17.11.2023, S.5.
Verfasser: Karl Hödl, Mag. Helmut Kollau; Mag. Katharina Ernecker, 21.11.2023.
Letzte Überarbeitung: 21.11.2023
PDF herunterladen