Gemeindekennziffer: 61259

PersonChristine Stipanitz

  • Geboren
    06.06.1938
  • |
  • Gestorben
    18.11.2020

Christine Stipanitz

Geboren in Sillein, damals Tschechoslowakei.

Eltern: Otto und Anna Stipanitz


Christine Stipanitz kam 1945 nach Bad Aussee, besuchte die Volksschule in Bad Aussee und begann dort auch mit dem Besuch der Hauptschule. Anfang der 1950er Jahre übersiedelte die Familie nach Liezen und sie schloss hier die Hauptschule ab.


Weitere Schulbesuche waren die HBLA für wirtschaftliche Frauenberufe in Bad Ischl und die Bildungsanstalt für Arbeitslehrer/innen im Jahr 1958. Als Lehrerin war sie sodann an den Volksschulen Rettenegg, Feistritz, Wald, Ratten und Mautern tätig und ab 1962 an der Mädchenvolksschule Liezen, danach an der Hauptschule und der Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (später Elementarpädagogik) Liezen.

Sie war Mitglied im Gemeinderat (SPÖ) vom 15.05.1975 bis 06.04.2000, jahrelang Vorsitzende der SPÖ - Frauen und von 2002 bis 28.09.2018 auch Vorsitzende des Pensionistenverbandes Liezen. Bei der Jahreshauptversammlung des Pensionistenverbandes am 28. September 2018 kandidierte sie nicht mehr als Vorsitzende und Angelika Nekula wurde einstimmig zur neuen Vorsitzenden gewählt. Christine Stipanitz wurde Ehrenvorsitzende des Pensionistenverbandes.

 

Der Ehrenring der Stadt Liezen wurde ihr mit Gemeinderatsbeschluss vom 18. März 2003 verliehen und am 21.10.2003 überreicht.

 

Foto: Stadtnachrichten April 1977


Tätigkeit im Gemeinderat

  • 03.07.1973 - 06.04.2000
Christine Stipanitz war zu folgenden Zeiten als Vertreterin der SPÖ im Gemeinderat tätig:

03.07.1973 - 27.09.1973

06.06.1974 - 30.09.1974

15.05.1975 - 06.04.2000


Ehrenringverleihung

Ehrenringverleihung
  • 21.10.2003
Anlässlich der Ehrenringverleihung würdigte Bürgermeister Mag. Rudolf Hakel die Leistungen von Christine Stipanitz - gekürzt wiedergegeben - wie folgt:

Christl Stipanitz wurde am 6. Juni 1938 in Sillein in der damaligen Tschechoslowakei als einzige Tochter des Ehepaares Otto und Anna Stipanitz geboren. Gegen Ende der Kriegszeit kam die Familie Stipanitz 1945 nach Bad Aussee, wo Christl die Volksschule besuchte und mit dem Hauptschulbesuch begann. Dann übersiedelte die Familie nach Liezen und Christl schloss die Hauptschule hier ab. Ihre weitere Ausbildung führte sie an die HBLA für wirtschaftliche Frauenberufe nach Bad Ischl und an die Bildungsanstalt für Arbeitslehrerinnen, die sie 1958 abschloss.

 

Für heutige Verhältnisse abenteuerlich waren ihre ersten Anstellungen als Lehrerin, zuerst drei Jahre lang an den Volksschulen Rettenegg, Feistritzwald und Ratten und dann  in Mautern, bis sie mit dem Schuljahr 1962/63 an die damalige Mädchenvolksschule Liezen kam. Nicht diese Schule, wohl aber Liezen blieb bis zur Pensionierung im Juni 2001 ihr beruflicher Lebensmittelpunkt. Nach Ablegung einer weiteren Hauswirtschaftsprüfung war sie jahrzehntelang an der Hauptschule und an der Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik tätig.

 

Der Beruf allein füllte die engagierte Christl Stipanitz aber nicht aus und sie betätigte sich auch in Vereinen und auf politischer Ebene. Sei es als Betreuerin in Ferienlagern der Kinderfreunde - der frühere Grazer Bürgermeister Alfred Stingl hat mir mehrmals vorgeschwärmt, wie viele schöne Sommer er mit Christl in Kärnten verbracht hat - sei es in verschiedenen politischen Funktionen, Christl hat sich immer mit voller Kraft eingesetzt. In den Gemeinderat unserer Stadt zog sie bereits vor dreißig Jahren das erste Mal ein, zunächst als Vertretung für die beurlaubte Juli Huber, von 1975 bis 2000, also 25 Jahre lang, gehörte Christl dem Gemeinderat ununterbrochen an. Sie war auch jahrzehntelang Vorsitzende der SPÖ - Frauen und hat maßgeblichen Anteil, dass in Liezen - zumindest auf der Liste der SPÖ - schon lange überdurchschnittlich viele Frauen im Gemeinderat vertreten sind.

 

Im Zuge der Gemeinderatstätigkeit kam es zu einer Weichenstellung für eine Eigenschaft, deretwegen uns viele Gemeinden um unsere Christl beneidet haben. Bei einer Sozialausschusssitzung des Gemeinderates machte Regierungsrat Moshammer den Vorschlag, Christl solle doch mit den Hauptschülern Kekse für die Weihnachtsfeier der Mindesteinkommensbezieher backen. Damit war der Anfang einer unüberschaubaren Menge und Zahl von gebackenen Keksen und sich biegenden Büffets bei diversen Ehrungen, Feiern, Verabschiedungen usw. im Rahmen der Gemeinde, der Schulen und diverser Vereine gemacht, die alle von Christl hervorragend gestaltet und betreut wurden.

 

Über die Liezener Volkshochschule vermittelte Christl ihre Kochkünste an viele Erwachsene. Legendäre Berühmtheit erlangten dabei vor allem ihre Kochkurse für Männer. Ich hoffe, es stimmt nicht, dass viele ehemalige Teilnehmer Junggesellen geblieben sind, weil sie keine Frau fanden, die annähernd so gut kochen konnte wie sie selbst nach den Kursen bei Christl.

 

Zum Glück hat Christl trotz dieser umfangreichen Aufgaben auch Zeit gefunden, die Welt auf Reisen kennen zu lernen. War es zuerst mit ihren Eltern das Urlaubsland Kärnten, wurde es schließlich mit Freunden ganz Europa, das du per Autobus, Flugzeug oder eleganten Traumschiffen bereist hast. Anekdoten darüber würden wohl mehr als einen Abend füllen. Jedenfalls hast du es auch geschafft, als eine der wenigen Nichtadeligen und wahrscheinlich als einzige Österreicherin an der Bar des britischen Oberhauses am Ufer der Themse ein Bier zu trinken.

 

In den letzten Jahren hast du in bewundernswerter Weise dazu beigetragen, dass deine liebe Mutter in Würde und bei relativ guter Gesundheit das Alter von nun schon 98 Jahren erreichen konnte. Der berufliche Ruhestand hat dich nicht veranlasst, deine Hände in den Schoß zu legen, sondern du hast dich mit der Übernahme der Vorsitzendenfunktion im Pensionistenverband nicht nur auf die Spuren deines verstorbenen Vaters gemacht, sondern dich in neue Herausforderungen und Verpflichtungen gestürzt. Es muss wohl kaum erwähnt werden, dass du auch diese Arbeit mit großem Einsatz und Erfolg meisterst.

 

Mit der Verleihung des Ehrenringes - des zweiten Ehrenringes an eine Frau - wollen wir Dir unsere Anerkennung und Verbundenheit zum Ausdruck bringen und dir für die Summe deiner Leistungen danken, mit denen du der Stadtgemeinde, vielen Vereinen und vielen Personen Geld gespart hast und zu einer angenehmen Gestaltung ihres Lebens und zu vielen erfolgreichen Feiern beigetragen hast. Ich wünsche Dir und Deiner Mutti weiterhin Gesundheit, Glück und Erfolg und bedanke mich schon im voraus dafür, dass Du weiterhin sehr aktiv eine wichtige Rolle im sozialen Leben unserer Stadt spielen wirst.

 


Verabschiedung

  • 11.12.2020

Bei der Verabschiedung von Christine Stipanitz hielt Bürgermeisterin Roswitha Glashüttner folgende leicht gekürzte Abschiedsrede:


Sehr geehrter Herr Pfarrer, liebe Angehörige, Freunde und Bekannte, werte Trauergemeinde!

 

Tief betroffen haben wir uns heute eingefunden, um von einem in unserer Gemeinde bekannten und beliebten Menschen Abschied zu nehmen, von unserer Christine Stipanitz.

 

Ich danke Hrn. Pfarrer Hochhauser, der bereits einige Abschnitte aus dem erfüllten Leben unserer Christl gebracht hat. 

 

Christl, wie sie von allen liebevoll genannt wurde, war eine Persönlichkeit in Liezen, die nicht nur als Lehrerin, sondern auch durch ihr vielseitiges Engagement bekannt war. Ihr Interesse galt dem Anliegen der Bewohnerinnen und Bewohner hinsichtlich Betreuung der Jugend ebenso, wie dem kulturellen und dem gemeinsamen gesellschaftlichen Leben von Jung und Alt.

 

So war es für sie jahrelang eine erfüllende Aufgabe, beim Jugendlager der Naturfreunde auf der Petzhütte als Betreuerin für die Kinder zu kochen, aber auch, obwohl sie der evangelischen Glaubensgemeinschaft angehörte, viele Jahre in den katholischen Jungscharlagern für das Wohl der Kinder und Jugendlichen zu sorgen.


Neben dem Kochen war auch das Handarbeiten ihre große Leidenschaft, und viele von uns haben, so wie auch ich, sicher noch ein kleines Andenken aus Ihren fleißigen Händen. Ihre soziale Gesinnung wurde geformt durch ihre Herkunft aus einer hart geprüften Familie. Wie schon für ihren Vater, war es auch für Christl von großer Bedeutung, politisch aktiv mitzuwirken. 


So war sie von 1975 bis 2000 Gemeinderatsmitglied der Sozialdemokratie und dort in den verschiedensten Ausschüssen tätig.Von 1992 bis 2003 führte sie auch den Vorsitz bei den SPÖ- Frauen und wirkte auch mit, dass mehr Frauen in den Gemeinderat kamen.


Eine große Ehre wurde Christl erwiesen, als man ihr im Jahr 2002 die Viktor-Adler-Plakette überreichte. Für Christl war die Sozialdemokratie wichtiger Bestandteil ihres Lebens, der sie mit 62 Jahren Mitgliedschaft bis zu ihrem Tod die Treue hielt.


Mit großer Freude übernahm Christl die Funktion als Vorsitzende des Pensionistenverbandes, Ortsgruppe Liezen, von 2003 bis 2018, wo sie bis zuletzt Ehrenvorsitzende war.


Vor vielen Jahren kam anlässlich einer Sitzung des Sozialausschusses vom damaligen Regierungsrat Moshammer der Vorschlag, Christl solle doch mit den Hauptschülern Kekse für die Weihnachtsfeier der MindesteinkommensbezieherInnen backen. Eine gute Idee! Damit war der Grundstein für eine unüberschaubare Menge von Buffets bei diversen Ehrungen, Feiern, Verabschiedungen usw. im Rahmen der Gemeinde, der Schulen und diverser Vereine gelegt, die von ihr mit Begeisterung gestaltet und betreut wurden. 


Die Jahrgangsfeiern für die Liezener Jubilare hatten für Christl einen hohen Stellenwert, bei denen sie in früheren Jahren mit ihren Kochschülerinnen und später mit ihren Damen des Pensionistenverbandes dazu beitrug, dass diese Feiern festlich und liebevoll umrahmt wurden. 


Aber nicht nur politisch und sozial, sondern auch gesellschaftlich wollte sie einen Beitrag leisten. Als Mitglied bei der Faschingsgilde zu Liezen war sie eine großartige Unterstützung, wo Christl die unterschiedlichsten Aufgaben wahrnahm. 


Aufgrund der Vielzahl ihrer Funktionen und Aktivitäten war es unserem damaligen Bürgermeister Rudi Hakel sowie dem gesamten Gemeinderat daher ein wichtiges Anliegen, Christine Stipanitz, als Dank für das jahrelange, ehrenamtliche Engagement 2003 den Ehrenring der Stadt Liezen  zu verleihen. Viele eindrucksvolle Aktivitäten und gemeinsame Erlebnisse mit unserer lieben Christl könnte ich hier noch schildern, denn im Laufe der Jahre konnten wir gemeinsam viele fröhliche Stunden, aber auch manch traurigen Anlass mit ihr teilen. 

 

So haben wir gemeinsam gelacht und gefeiert, geweint, gebangt und gehofft, denn in den letzten Monaten konnte Christl nicht mehr so rege am öffentlichen Leben teilnehmen. Aufgrund der Auswirkungen eines schweren Sturzes war sie auf Hilfe angewiesen. Aber dank ihrer besten Freundin, unsere liebe VBgm.a.D. Cilli Sulzbacher, die in dieser schweren Zeit nicht von ihrer Seite wich und alle Agenden fürsorglich übernahm, konnte Christl noch für kurze Zeit eine schöne barrierefreie Wohnung beziehen und so, umsorgt, geliebt und betreut, noch einen schönen Lebensabend verbringen. Für diese große Aufgabe darf ich dir, liebe Cilli, auf das Herzlichste danken. 


Liebe Trauergemeinde, wir sind nun vereint in der Trauer um unsere Christl. Ich bin mir sicher, es wird sich des Öfteren die Gelegenheit ergeben, an sie zu denken, und wir werden mit einem Lächeln die eine oder andere Geschichte von ihr erzählen, denn sie wird ewig in unseren Gedanken, in unseren Erinnerungen und in unseren Herzen sein. Liebe Christl, nun nehmen wir Abschied von dir und sagen ein letztes Mal „Danke" für all das, was du uns in den vielen Jahren gegeben hast. Du wirst uns sehr fehlen!


Quelle: Stadtamt Liezen, Rede des Bürgermeisters Rudol Kaltenböck anlässlich der Ehrenringverleihung
Verfasser: Panja Bacher, 13.12.2007, Karl Hödl, 14.03.2019
Letzte Überarbeitung: 16.06.2021
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